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Ungesunde Beziehungen und emotionale Gewalt (1)

Autorenbild: Jördis StrahlendorffJördis Strahlendorff

Aktualisiert: 7. Apr. 2024

Der Begriff 'Narzissmus' wird oft gedropped. Doch wann kann ich wirklich davon sprechen?








Vorrangig wendet sich diese Niederschrift an alle, die sich dafür interessieren, zu erkennen, ob man sich in einer narzisstischen Konstellation befindet oder befunden hat. Sie soll zur Aufklärung beitragen, dass Probleme, die damit einhergehen, keine Einzelfälle sind und es sich um feststehende Muster handelt. Durch das Wissen darüber wird die Möglichkeit geboten, seinen eigenen Selbstheilungsprozess loszutreten oder weiterzuführen. Jeder Mensch besitzt narzisstische Persönlichkeitsanteile. Doch ab wann wird es problematisch und es wäre besser aus dieser Beziehung auszusteigen?


Ungesunde Beziehung, unhealthy relationship

Gesunde Beziehung, healthy relationship




Bestimmte Muster zeigen in engeren persönlichen Beziehungen alle Beteiligten, weswegen ich sparsam damit umgehe, eine Person explizit als “toxisch” zu bezeichnen. In der Kombination ist die Beziehung toxisch. Bezogen auf die Thematik dieses Artikels ist die Verwendung von narzisstischen Personen oder Persönlichkeitsmerkmalen und als Gegenpart wenig-narzisstische Personen oder Persönlichkeiten akkurater.


Es geht darum, aufzudecken, dass in der toxischen Konstellation viel Gewalt angewendet wird. Innerhalb dieser Wechselwirkung wenden beide Parteien gegen sich selbst Gewalt an. Ein Part auch speziell gegen den anderen. Das ist ein Blick aus der Beobachterperspektive.


Es ist spannend, dennoch irrelevant für die Folgen, ob es sich bei den Aktionen und dem gewaltvollen Verhalten, um unbewusste oder bewusste Vorgänge handelt. Also, ob mit Kalkül vorgegangen wird oder nicht. Am Ende ist es eine schmerzliche Erfahrung.


Ein Beispiel: Baue ich unbewusst - also unabsichtlich - einen Autounfall bei dem jemand zu Schaden kommt, wird niemand sagen: “Ach, du hast diesen Unfall unabsichtlich verursacht. Dann ist ja alles gar nicht so schlimm.”. Es ist also egal, ob dir jemand mutwillig oder aus Versehen Schaden zufügt. Fakt ist: Es ist passiert und es tut weh.


Es ist wichtig, an dieser Stelle zu erwähnen, was der Unterschied ist zwischen ‘Narzissmus’ oder der diagnostischen ‘narzisstischen Persönlichkeitsstörung’.


Die ‘narzisstische Persönlichkeitsstörung’ ist die am wenigsten diagnostizierte Persönlichkeitsstörung, obgleich ‘Narzissmus’ kein seltenes Phänomen darstellt. Die narzisstische Person geht selten zur Therapie, weil sie keinen Anlass erkennt. Diejenigen, die Schwierigkeiten haben, sind ihre Mitmenschen. Die Außenwelt leidet unter dem Verhalten und dafür gibt es keine Klassifikation in den offiziellen diagnostischen Handbüchern. Für die narzisstische Person selber ist alles cool. Um eine Persönlichkeitsstörung diagnostizieren zu können, muss ein subjektives Leiden (ein Leidensdruck) der betroffenen Person vorliegen. Dieser Leidensdruck entsteht bei Persönlichkeitsstörungen häufig nicht oder zu einem späten Zeitpunkt im Leben und erst dann darf der “Stempel” Persönlichkeitsstörung “X” aufgedrückt werden.


Die diagnostischen Leitlinien des ICD-10 Kapitel V (F) [Internationale Klassifikation psychischer Störungen] stehen am Ende dieser Blog-Reihe.




Was kompensiert wird ist die Unsicherheit. Das andere Ende der nach außen vorgegebenen Grandiosität. Die Fähigkeit zur Selbstreflektion ist gleichzeitig sehr gering ausgeprägt, was zu keinem Zeitpunkt den missbräuchlichen und verletzenden Umgang mit anderen Menschen rechtfertigen darf.


Es gibt verschiedene Nuancen von narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen: Grandiose (grandios) Narcissist, Covert (verdeckt) Narcissist, Communal (kommunal) Narcissist, Generational (generationsübergreifend) Narcissist, Benign (ungefährlich) Narcissist, Malignant (böswillig und durchaus physisch gewalttätig) Narcissist, Hybrid (Mischform) Narcissist. Zur einfachen Darstellung der Thematik geht es im Folgenden um die wahrscheinlichsten Abläufe und Muster ohne den Typ “Malignant”. Jede Geschichte und Beziehung ist individuell und darf sich in den Details unterscheiden. Es gibt Überschneidungen, Komorbiditäten und unterschiedliche Ausprägungen von menschlichen Verhaltensmustern. Die hier beschriebenen Ausführungen sollen zu einem allgemeinen Überblick verhelfen.


Im zweiten Teil kommen wir zu den Phasen toxischer Beziehungen.




 
 
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