Tag 1
Der Hinflug verläuft smooth und Maria kommt mich mit ihrer liebsten Kollegin abholen. Beide arbeiten für ein Resort im Nordosten Sardiniens. Sie gibt mir eine Führung. Zu Fuß und im Golf Car. Wir starten zum Gästestrand, lachen und haben uns einiges zu erzählen. Am Abend singen wir lauthals bis wir im Anschluss zum Abendessen ausgehen.

Tag 2
Wir schlafen aus und gönnen uns einen Snack bevor mein kleiner Camper vorgefahren wird. Es ist ein FIAT Panda mit einem Dachzelt. Julian von "Yescapa" erklärt alles ausführlich. Ich freue mich und fühle mich sicher mit der Ausstattung. Ich habe noch keine Route. Dennoch eine App, die anzeigt wo man Parkmöglichkeiten findet zum Übernachten. Ich lande in Porto San Paolo, gehe Proviant kaufen und fahre den ersten Tip von „Park4Night“ an. Checkpot! Es führt ein Trampelpfad hinunter ans Meer. Klein, fein und gemütlich ist diese Bucht. Ich gehe davon aus, dass sich hier überwiegend Anwohner*innen aus der Gegend aufhalten. Kein Trubel. Nur Chillen. Der Himmel auf Erden. Ich erkunde zu Fuß das umliegende Siedlungsgebiet. Die Menschen leben hier so schön. Dieser Ort gibt mir extrem gute Vibes. Ich erlebe einen wunderschönen Sonnenuntergang. Als es dunkler wird ziehe ich mich zurück und baue mein Dachzelt auf. Super easy.

Tag 3
Ich verspüre den Drang einen Roadtrip zu starten. Jetzt wo ich angekommen bin und mein fahrbarer Untersatz dazu einlädt. Ich peile einen See im Landesinneren an. Als ich den Lago del Liscia an einem Ufer erreiche, halte ich am Straßenrand an. Die beiden mir entgegenkommenden Motortadfahrer*innen müssen auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen. Eine junge junge Kuh ist sichtlich nervös über unser aller Zusammentreffen und rennt wild auf dem Asphalt hin und her. Die Straßen hier sind kurvig und es kommt selten Verkehr.

Als ich aussteige begutachte ich wie ich zum See hinuntergelangen kann. Es gibt einen kleinen Weg bergab. Durch das Eisentor kann ich unbemerkt hindurch schlüpfen. Ich nehme ein kleines Bad im Süßwasser und möchte die Landschaft erkunden. Plötzlich ertönen Glocken. Eine Schafherde läuft ein. Ich bekomme etwas Bammel in der zona privata erwischt zu werden und flüchte halbnackt zwischen die Büsche. Solange ich nicht gesehen werde ist alles gut. Plötzlich wird es adrenalineinflößender als gedacht. Einer der Hütehunde entdeckt mich und ich ihn. Er macht einen guten Job, bellt und kommt näher. Ich türme auf einen naheliegenden Baum. Hinter dem Stamm positioniert kann der vierbeinige Wächter mich nicht mehr sehen.
Nach einer Weile lässt seine Aufmerksamkeit nach. Der Große geht sich im Wasser abkühlen. Ein zweiter liegt in der Sonne und scheint zu chillen. Das ist der perfekte Moment um herunterzuklettern und über einen niedergedrückten Zaunteil zu hechten. Mit Kratzern, Schrammen und einem geflashten Lächeln erreiche ich wenige Meter später mein Auto. Ich düse bis zu einem Staudamm. Hier heißt es umdrehen. Kein Durchgang und keine Durchfahrt. Ich toure mit Lenny Kravitz zurück zu meinem Safe Space in Porto San Paolo. Zuhause angekommen entspanne ich mich, parke den Wagen mit Blick auf das Meer und höre Willow. Am Abend gehe ich am leeren Strand Skinny Dippen. Nachts muss ich aufstehen und mich übergeben. Ich kann Wildschweine im Gebüsch neben mir hören. Die Nacht ist ungemütlich und es fällt mir schwer zur Ruhe zu kommen.
Tag 4
Ich springe am Morgen ins Wasser und nehme mir vor andere Strände zu erkunden. Jetzt erst merke ich wie voll Sardinien gerade ist. Hochsaison. An manchen Stellen herrscht extrem viel Verkehr. Ein Sonnenschirm reiht sich an den anderen. Es ist laut und alles andere als erholsam. Ich komme zufällig an den Strand, wo ich mit Maria essen war. Dort speise ich ein vorzügliches Pastagericht mit Garnelen. Die Hektik ist auch hier spürbar. Ich dippe nach dem Happen, einem Bierchen und einem Cappuccino ins Meer und düse ab. Meine Bucht gefunden zu haben ist ein großes Glück. Also ab nach Hause. Heute habe Lust am Phone zu sein und zu connecten. Ich schicke ein paar Bilder raus. Motiviert durch die Vielzahl an Joggern und der allgemein vorherrschenden Sportlichkeit an diesem Ort lasse ich alles bis auf den Autoschlüssel im Wagen und laufe los. Ich fühle mich bereit in der prallen Sonne zu trainieren. Es ist wundervoll. Ich laufe den Berg zum Parkplatz einmal hinunter und wieder hoch. Es geht weiter am Tennis- und Fußballplatz entlang. Dahinter ist ein Hügel, den ich frei von Gepäck endlich erklimmen möchte. Die Spitze ist abgesperrt. Privatgrund. Ich setze mich in den Schatten eines Busches und meditiere. Einklang. Ich düse den steinigen Weg bergab und schon geht es auf dem Asphalt nach oben.

Mit Aussicht auf die Costa Corallina schlendere ich die Siedlung entlang. Eine der schönsten, die ich je gesehen habe. Kein Haus gleicht dem anderen. Die Dächer sind flach. Die Architektur ist verwinkelt und der Ausblick auf das Tyrrhenische Meer ist garantiert. Auf der gegenüberliegenden italienischen Seite liegen Fiumicino und Rom. Ich hopse und springe den steinigen Weg an der Küste entlang. Wie ein Steinbock lasse ich mich nicht beirren und dringe weiter vor. Disteln sind meine größte Hürde. Trampelpfade weisen mir den Weg. Als ich am höchsten Punkt ankomme halte ich inne. La dolce vita! Seit drei Tagen ausschließlich in der Natur. Das war mein größter Wunsch. Der Hang ist nicht zu steil und der Abstieg zum Wasser fällt leicht. Ich schlüpfe aus den durchgeschwitzten Klamotten und erfrische mich.

Auf meinem üblichen Kakteenweg geht es zurück zum Wagen. Sam wählt sich mit Videocall ein. Wir bringen uns auf den neuesten Stand. Zum Abendessen möchte ich heute fein ausgehen. Als ich am Lokal meiner Wahl ankomme sehe ich sogleich, dass die Schlange der Wartenden lang ist. Ich bin hungrig und entschließe mich weiterzuziehen. Sam ruft noch einmal zurück. Schlussendlich nehme ich das Lokal direkt vor mir. Ich bin während des Anrufs einige Meter gegangen. Als ich ein paar Minuten sitze bemerke ich wie wundersam der Laden ist. Fertigpasta, Dosentomatensoße, trockenes Brot, ein räudiger Salat, eine Coke und ein Gläschen Wein. Mein Gourmetherz blutet.
Zeit fürs Bettchen. Ich texte noch etwas und schlafe friedlich ein.
Tag Fünf
Heute schlafe ich solange es geht aus. Ich bin eingegrooved und liebe diesen Parkplatz. Meine Zelttür ist geöffnet und ich blicke auf die Hecke. Zwei Polizistinnen treten heran. Sie erklären mir, dass das Parken erlaubt ist, schlafen könne ich hier allerdings nicht mit diesem Aufbau. Drei Nächte ging es glatt. Es ist bereits 9 Uhr als ich ertappt werde. Entzückt darüber, dass es solange gut ging kümmere ich mich um das Zusammenklappen des Zeltes. Ich weiß, dass ich danach zum Supermarkt möchte. Nach der Einkehr bereite ich mir in Campingmanier meinen Kaffee zu. Ich speise vorzüglich damit ich genug Energie für weitere Abenteurer habe.

Und ab geht es zur Erfrischung im Meer! Die Sonne steigt höher und höher und ich verweile länger als gedacht. Heute bleibe ich hier. An meinem letzten Tag möchte ich keinen anderen Ort mehr sehen. Gleichzeitig plane ich, wo ich die kommende Nacht schlafen könnte und wie sich der Abreisetag am besten organisieren lässt. Ich finde Optionen. Es kann weiter gehen mit dem Urlauben. Nach einer Weile im Schatten will ich jetzt nur noch Sonne tanken und am Meer die Seele baumeln lassen. Also packe ich das Beach-Set samt Sonnenschirm und lasse mich fallen. Ohne Zeitdruck, ohne Tatendrang. Der Sonnenuntergang ist circa 20:30 Uhr. Nach dem Schwimmen gehe zum Auto zurück. Ein weiteres Mal möchte ich auf Wanderung gehen. Ich lasse wieder alles zurück außer den Autoschlüssel. Richtung Olbia wandere ich ungefähr zwei Kilometer an der Küste entlang. Diese Gegend wäre noch eine Ewigkeit erkundbar. Ich drehe um und genieße den Sundowner. Ich packe meine sieben Sachen, fahre zum Supermarkt und begebe mich auf Schlafplatzsuche. Es ist 22:30 Uhr bis ich einen guten Spot finde.
Der Abreisetag
Ich stehe mit dem Sonnenaufgang auf, klappe das Zelt zu und möchte die letzten Stunden am gewohnten Ort verbringen. Als ich ankomme frühstücke ich und räume den Wagen auf. Es ist 11 Uhr und ich habe eine gute Stunde, die ich am Meer verbringen kann bis ich zum Flughafen aufbreche. Julian und seine Freundin nehmen mir dort den Wagen wieder ab und wünschen mir eine gute Heimreise. Wenn ich wieder einmal kommen sollte, darf ich gerne Bescheid geben. Auch, wenn ich keinen Wagen mieten möchte. Sehr sweet! Über die Tage hatte ich mich immer sicher gefühlt, da ich die beiden und Maria als Ansprechparter*innen hatte. Ich gönne mir am Flughafen eine Pasta mit Basilikumpesto und komme glückselig bei schönem Wetter in Berlin an.
Fazit:
Ein perfektes Roadtrip-Abenteuer!
Viel Glück auf euren Wegen!